Der Umgang mit Ambivalenzen gehört zu meinen Lieblingsthemen in Systemaufstellungen und im Coaching. Warum? Weil die Ergebnisse, die dabei herauskommen, so viel mehr Wahlfreiheit und Spielraum für die Klient*innen mit sich bringen und oft weit über den bisherigen Rahmen unserer Vorstellungen hinausgehen. Und das drückt sich auch körperlich aus, da fällt die Spannung aus den Gesichtszügen und der ganze Körper gibt nach, denn es kostet viel Anstrengung und Kraft, ein "einerseits - andererseits" in sich zu "verwalten" und aufrecht zu erhalten. Ich erlebe oft, dass Klient*innen mit Ambilvalenz-Themen sauer auf sich selbst sind und dass sie eine der beiden Seiten nicht leiden können, während sie die andere gut finden. Wenn wir dann aber herausarbeiten, dass BEIDE Seiten positive Absichten haben und für wesentliche Bedürfnisse stehen, die alle ihre Berechtigung haben, kann ich zuschauen, wie sich nach und nach der ganze Körper entspannt. Es kostet nämlich viel Energie, Ambivalenzen aufrecht zu erhalten und die wird frei, wenn wir mehr Wahlmöglichkeiten bekommen.
In diesem Blog möchte ich mich nicht mehr lange in der Theorie dazu aufhalten, sondern euch eine einfach Übung mitgeben, mit der e
s leicht möglich wird, sich Ambivalenzthemen anzunähern. Neugierig? Dann los. Du brauchst etwa 25-30 Minuten Zeit, einen ruhigen Ort, drei unterschiedliche Kissen, die du auf den Boden legen kannst, drei Blatt Papier und Stifte.
- Was ist dein Thema? In welchem Bereich deines Lebens steht ein "einerseits - andererseits" dir gerade im Weg?
- Was wäre anders oder leichter, wenn du - ohne schon zu wissen wie das geht - hier zu einem "sowohl als auch" kommen könntest?
- Nimm´dir Zeit, die beiden Seiten zu erforschen. Vielleicht kannst du je eine Seite einer Körperseite zuordnen. Starte mit der Seite, die dich am meisten interessiert - ganz intuitiv .
- Wende dich diesem Anteil zu. Lasse dir gerne ein Symbol schenken, denn das ist die Sprache, die das Unbewusste am besten versteht. Lass dir Zeit. Wenn kein Symbol kommt, wähle eines der Kissen oder schreibe Seite 1 auf ein Blatt. Lege es intuitiv vor dir auf den Boden. Erforsche diese Seite. Was will sie Gutes für dich? Wo im Körper spürst du sie? Magst du sie? Wie gut kennst du sie?
- Wende dich der anderen Seite zu. Auch hier: lass dir ein Symbol für diesen Anteil schenken. Lass dir Zeit. Wenn kein Symbol kommt, wähle eines der Kissen oder schreibe auf ein Blatt Seite 2. Lege es intuitiv auf den Boden.
- Erforsche die beiden Seiten. Du kannst dich auf das Kissen oder auf das Blatt stellen, drumherum gehen. Du kannst Fragen stellen. Sei neugierig, bewerte nicht. Stell dir vor, du schaust durch die Augen eines Menschen, der dich sehr mag auf diese beiden Seiten von dir.
- Stell dir vor, du bist Gastgeber auf einer Party und die beiden Seiten sind Menschen, die du auf deine Party eingeladen hast. Sie kennen sich nicht besonders gut. Du hast aber die Phantasie, dass sie sich viel zu sagen haben und du stellst sie einander vor. Was erzählst du? Welche Stärken haben die beiden. Was macht ihnen Spaß. Womit sind sie gerne beschäftigt. Wecke ihre Neugier aufeinander.
- Du genießt deine Party, unterhälst dich vielleicht mit anderen Gästen, aus dem Augenwinkel kannst du sehen, dass es geklappt hat. Die beiden sitzen irgendwo ganz gemütlich und entspannt und unterhalten sich angeregt miteinander.
- Wie fühlst sich das jetzt an? Hat sich in Bezug auf dein Anfangsthema etwas verändert? Wie ist das, wenn die beiden Teile miteinander ins Gespräch kommen? Wenn du magst, kannst du hier aussteigen und die Übung beenden.
- Wenn du noch weitergehen möchtest, lass dir ein weiteres Symbol schenken. Eines, das für die Kooperation der beiden Teile steht, für das "sowohl als auch". Wenn kein Symbol kommt, wähle ein Kissen oder schreibe "sowohl als auch" auf dein Blatt. Lege es intuitiv zu den anderen in den Raum. Erkunde das neue Bild. Gehe drum herum, stelle dich auf die Kissen, spüre ob du das dritte Symbol irgendwo in deinem Körper spüren kannst und was es bewirkt. Du kannst dir auch vorstellen, dass die Party weitergeht und du dich zu den beiden setzt und dich mit ihnen über dein Ziel unterhälst.
- Beende die Übung, indem du das tust, was dir jetzt guttut.
- Gerne berichte mir über deine Erfahrungen damit.