Eine Geschichte aus meiner emotionalen Hausapotheke

Die Dinge an sich haben keine Bedeutung - wir geben ihnen eine Bedeutung...

Heute erzähle ich eine Zen-Geschichte, denn auch Geschichten sind Geschenke für unser Unbewusstes und sie können uns helfen, die Perspektive zu verändern.  Ich finde, diese Geschichte können wir gerade jetzt gut gebrauchen. Viel Spaß!
Im alten China lebte einst ein armer alter Bauer, dessen einziger Besitz ein wundervoller weißer Hengst war. Selbst der Kaiser träumte davon, dieses Pferd zu besitzen. Er bot dem Alten Säcke voller Gold und Diamanten, doch der Alte schüttelte beharrlich den Kopf und sagte: "Mir fehlt es an nichts. Der Schimmel dient mir seit vielen Jahren und ist mir zum Freund geworden".
Die Dorfbewohner lachten über so viel Unvernunft. Wie konnte der Alte bloß wegen eines Pferdes soviel Reichtum und Glück ausschlagen ? Eines Morgens war das Pferd verschwunden. Die Dorfbewohner liefen aufgeregt vor dem leeren Stall zusammen, um das Unglück des alten Bauers zu beklagen. "Sag selbst, Alter, hat sich deine Treue gelohnt? Du könntest ein reicher Mann sein, wenn du nicht so eigensinnig gewesen wärst. Jetzt bist du ärmer als zuvor. Kein Pferd zum Arbeiten und kein Geld zum Leben, Ach, das Unglück hat dich schwer getroffen."
Der alte Bauer blickte bedächtig in die Runde, nickte nachdenklich und sagte: "Was redet ihr da ? Das Pferd steht nicht mehr im Stall, das ist alles, was ich sehe. Vielleicht ist es ein Unglück, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon so genau?" 
Einige Tage später stürmte der vermisste Schimmel laut wiehernd die Dorfstraße entlang. Die Sonne glänzte auf seinem Fell und Mähne und Schweif flatterten im Wind.  Doch noch mehr Staunen riefen die sechs wilden Stuten hervor, die hinter dem Hengst her trabten und ihm in die offene Koppel neben dem leeren Stall folgten.
"O du Glücklicher, von den Göttern gesegneter Mann! Jetzt hast du sieben Pferde und bist doch noch zum reichen Mann geworden. Bald wird Nachwuchs deine Weiden füllen. Wer hätte gedacht, dass dir noch einmal soviel Glück beschieden wäre?" riefen sie, während sie dem alten Mann zu seinem unverhofften Reichtum gratulierten.
Der Alte schaute gelassen in die aufgeregte Menge und erwiderte: "Sagt einfach: Jetzt hat er sieben Pferde. Ob das Glück oder Unglück bringt, niemand weiß es zu sagen.
Der Bauer hatte einen einzigen Sohn. In den folgenden Wochen begann er, die Wildpferde zu zähmen und einzureiten. Dabei stürzte er so unglücklich vom Pferd, dass er sich beide Beine mehrmals brach. Obwohl die Heilerin ihr Bestes tat, war allen klar, dass seine Beine nie wieder ganz gesund werden würden. Für den Rest seines Lebens würde er ein hinkender Mann bleiben.
Wieder versammelten sich die Leute vor dem Haus des Alten. "O du armer, alter Mann!" jammerten sie, "nun entpuppt sich dein Glück als großes Unglück. Dein einziger Sohn, die Stütze deines Alters, ist nun ein hilfloser Krüppel  und kann dir keine Hilfe mehr sein. Wer wird dich ernähren und die Arbeit tun, wenn du keine Kraft mehr hast? Wie hart muss dir das Schicksal erscheinen, das dir solches Unglück beschert."
Wieder schaute der Alte in die Runde und antwortete:  Tatsache ist, mein Sohn hat beide Beine gebrochen und wird nie wieder so laufen können, wie vorher. Glück oder Unglück, wer weiß das schon."
Nicht lange danach, brach ein Krieg aus. Das ganze Dorf war von Wehklagen und Trauer erfüllt, denn alle wussten, dass die meisten Männer nicht mehr heimkehren würden. Wieder liefen die Dorfbewohner vor dem Haus des alten Bauern zusammen.: "Wie recht du hattest. Jetzt bringt dein Sohn dir doch noch Glück".
Der Alte schaute nachdenklich in die verstörten Gesichter der Leute. Sagt einfach: "Unsere Männer ziehen in den Krieg, und dein Sohn bleibt zu Hause. Was daraus wird, weiß keiner von uns...."
In diesem Sinne wünsche ich Dir und Ihnen, dass es stets gelingt, das, was geschieht im Außen geschieht mit innerer Ruhe zu betrachten. 
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