Am Ende wird alles gut.

Und wenn noch nicht alles gut ist, dann ist es noch nicht das Ende (Oscar Wilde)

Vor kurzem traf ich eine Klientin wieder, die einige Monate vorher bei mir ein wiederkehrendes Muster in ihren Beziehungen aufgestellt hatte. Sie erzählte mir freudestrahlend, dass sie gerade einen Mann kennengelernt habe, bei dem sie endlich das Gefühl habe, dass es nun endlich passt und stimmt.
Was war passiert ?  Sie ist eine selbstständige Frau (
Geschichte anonymisiert), die beruflich ihr Ding macht und auch privat gut für sich sorgen kann. Doch mit Männern hatte sie bis dahin wenig Glück. Gerade hatte wieder eine Beziehung sehr schmerzlich und mit einer großen Enttäuschung geendet. Nach einigen Monaten gemeinsamer Zeit, in der sie spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, fragte sie immer intensiver nach. Erst auf ihr Drängen hin, beichtete der Mann, dass er eigentlich gar nicht frei war, sondern seit Jahren eine Freundin hatte und daran auch nichts ändern wollte. Die Beziehung sei aber gerade etwas auf Distanz, und so habe er sich eben etwas umgesehen...

Die "komische Geschichte" vom Unfalltod ihres Vaters
"Was ist denn mit mir los, dass ich immer wieder an solche Männer gerate?" fragte sie, denn solche Geschichten hatte sie schon mehrfach erlebt.Im Vorgespräch zeichnete sich ab, dass alles auf einen Zusammenhang mit den Ereignissen rund um den plötzlichen Unfalltod ihres Vaters deutete. Und auf die Geschichte, die man ihr damals erzählt hatte:

Er war in der Frühschicht bei einem Arbeitsunfall vom Gerüst gestürzt und kurz darauf im Krankenhaus gestorben. Sie war zu der Zeit in der Schule. Weil man damals noch glaubte, dass Kinder so eine Wahrheit nicht verkraften können, hatte eine Verwandte sie unter einem Vorwand von der Schule abgeholt, abgelenkt und erst abends nach Hause gebracht. Als sie nach dem Abendessen nach Hause kam, war dort eigentlich alles wie immer. Nur ihre Mutter hatte verweinte Augen. Ihr wurde ihr erzählt, dass sich der Papa nach der Frühschicht hingelegt hatte und ihre Mama ihn gegen Mittag tot im Bett gefunden hatte.  Sie sah ihn nie wieder, bei der Beerdigung war der Sarg verschlossen.

Ihr Vertrauen in ihre eigene Wahrnehmung zurückgeholt
Ihr fehlte also nicht nur ein Abschied von ihrem geliebten Vater, sie spürte schon damals, dass diese Geschichte "irgendwie komisch" war. Wie fast alle Kinder dachte sie aber, dass das nicht sein kann, weil die Erwachsenen ihr ja versichert hatten, dass der Papa ganz ruhig eingeschlafen war und nicht leiden musste.  Jahre später erfuhr sie die ganze Wahrheit von ihrem älteren Bruder.  Die Geschichte wirkte trotzdem noch nach.
In der Aufstellung konnte sie mit Hilfe von Stellvertreter*innen den Abschied von ihrem verstorbenen Vater nachholen. Und sie holte sich ihr Vertrauen in ihre Wahrnehmung zurück, die ja damals bei dieser komischen Geschichte zurecht stutzig geworden war.  Schließlich konnte sie auch noch ihrer Mutter verzeihen und spüren, dass sie damals selbst sehr in Not gewesen war.

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