Bei einer Familien- oder auch Systemaufstellung ist es möglich, Themen anzuschauen und auch zu lösen, die – wie der Name schon sagt – etwas mit der Familie oder mit dem Familiensystem zu tun haben. Zugehörigkeit ist einer der höchsten Werte, den wir so haben und so sind wir gegenüber der Familie, in der wir aufgewachsen sind, oft sehr loyal - ob wir das nun wollen oder nicht.
Viele der Anliegen, um die es in meiner Arbeit geht, haben auf den ersten Blick scheinbar gar nichts mit der Familie zu tun. Da geht es um Konflikte mit dem Partner oder der Partnerin, um einen tyrannischen oder narzistischen Chef, um Erschöpfungssymptome, um ausgeprägte Ängste bei Kinder oder einem selbst usw. Erst, wenn man tiefer einsteigt und sich mit der Geschichte seiner Herkunftsfamilie beschäftigt, werden die Zusammenhänge deutlich. Die bestehen häufig in nicht verarbeiteten Erfahrungen, Traumata etc. der eigenen Eltern, Geschwister, Großeltern etc.
Das besondere an einer Familienaufstellung ist aber, dass die anderen Familienmitglieder nicht dabei sein müssen, um hier eine gute Lösung für sich zu finden. Es geht eher darum, sich von Problemen zu lösen, die zu anderen gehören. Und das geschieht, indem man sie erkennt und anerkennt, dort lässt, wo sie hingehören und damit das Geschehene und anerkennt.
Besonders klärend und entlastend ist nach meiner Erfahrung eine Familienaufstellung für sehr feinfühlige Menschen, denn die haben oft schon als Kind Stimmungen, Schuldgefühle oder Tabu-Themen in der Familie wahrgenommen und aufgeschnappt. Da Kinder fast alles dafür tun, um dazuzugehören und die Familie zusammenzuhalten, übernehmen sie unbewusst diese Stimmungen und Schwingungen und merken irgendwann gar nicht mehr, was sie sich da aufgeladen haben. Diese Muster wirken noch bis weit ins Erwachsenenleben und sind gar nicht so leicht aufzuspüren denn sie wirken gut versteckt.
So kann es zB. sein, dass jemand immer wieder viel Verantwortung für andere übernimmt, aber nicht gut für sich sorgen kann. Das kann ein Hinweis auf übernommene Schuldgefühle sein, da versucht jemand möglicherweise unbewusst, an anderen etwas „wieder gut zu machen“ und eine Schuld abzutragen, indem er sich um andere kümmert und sich selbst zurücknimmt. Klingt paradox, macht aber auf einer tieferen Ebene des Ausgleichs durchaus Sinn.
Um hier innerlich aufzuräumen und noch mehr bei sich und dem eigenen Potenzial anzukommen, kann eine Familienaufstellung viel beitragen. Denn hier ist es möglich, das zu ordnen, was in Unordnung geraten ist und übernommene Verantwortung, Scham- und Schuldgefühle wie in einem Ritual zurückzugeben. Und das alles ohne Dramatisierungen von alten Geschichten, Rechtfertigungen, Schuldzuweisungen oder Bewertungen. Alles geschieht achtsam, in einer Anerkennung für das, was ist und irgendwie auch leise. Das ist das Wunderbare daran.
Wer mehr dazu wissen möchte und herausfinden möchte, ob es auch in seiner Familie Themen gibt, die ihn oder sie belasten – ich habe einen kostenlosen dreiteiligen Online-Kurs zu dem Thema entwickelt. Hier erkläre ich, welche Themen sich für eine Aufstellung eignen und welche eher nicht. Hier erzähle ich auch mehr darüber, wie eine Aufstellung abläuft, es gibt eine Fragebogen, um eigene Themen zu erkennen und eine geführte Meditation zu den Ahnen, die sehr heilsam wirkt.
https://www.karin-heidt.de/kostenlose-angebote
Und wie läuft eine solche Aufstellung ab?
Es gibt zwei verschiedene Herangehensweisen: entweder in einer Gruppe oder in einer Einzelarbeit im 1:1 Setting.
In den Aufstellungsgruppen kommen bei mir sechs bis zehn Menschen zusammen. Drei bis vier haben ein Anliegen, das sie aufstellen möchten. Mit denen habe ich ein paar Tage vorher ausführlich gesprochen und geklärt, worum es gehen soll. Die anderen sind als Teilnehmer*innen dabei und stehen in Absprache als Stellvertreter*innen zur Verfügung.
Vor jeder Aufstellung kläre ich nochmals das Anliegen und den Auftrag, also die Frage, worum es in der Aufstellung gehen soll und welches Ergebnis für den Klient*in hilfreich wäre. Dann entscheiden wir, welche Personen dazu aufgestellt werden müssen.
Der/die Aufstellende wählt aus dem Kreis der Teilnehmer*innen Stellvertreter*innen für sich und die anderen Positionen und führt diese aus dem Gefühl heraus an einen Platz in dem Raum. Dann zieht sich der/die Aufstellende aus dem Geschehen zurück und schaut sich das Ganze von außen an.
Die Stellvertreter*innen entwickeln unter meiner Anleitung und geführt durch Fragen über mehrere Schritte hinweg eine Lösung. Dass diese gefunden ist, merkt man daran, dass sich alle im Feld gut fühlen und "ihren Platz" gefunden haben, an dem sie entspannt stehen können. Erst dann steigt der/die Aufstellende wieder ein und nimmt die Lösung in sich auf.
Klingt vielleicht erstmal komisch, ist aber ein ganz natürlicher Prozess, der allerdings noch nicht bis ins Detail erforscht ist. Es hat vermutlich aber viel mit unseren Spiegelneuronen zu tun und das Geschehen folgt einer nachvollziehbaren Systematik. Vieles erkläre ich während der Aufstellung oder danach. Denn mir ist es wichtig, dass sowohl der/die Aufstellende als auch die Teilnehmer *innen nachvollziehen können, was da passiert.
In einer Einzelaufstellung gibt es anstelle von Menschen Kissen oder Holzfiguren als Stellvertreter. Auch auf diese Weise kann man innere Bilder sichtbar machen und unter meiner Anleitung schrittweise eine Ordnung in sein Familiensystem bringen, die sich sofort auswirkt.
Ich mag beides und entscheide immer gemeinsam mit meinen Klient*innen, was gerade dran ist. Manchmal auch erst das eine, dann das andere.
Familienaufstellungen kann man aber nur bedingt erklären, am besten ist es, einfach mal dabei zu sein, entweder als Teilnehmer*in in einem Workshop oder bei einem meiner
Online-Kennenlern-Angebote.
Wieso beschäftigt du dich ausgerechnet mit diesem Thema?
Ich bin ein sehr feinspüriger und hellhöriger Mensch und habe Antennen, die viel wahrnehmen können. Die hatte ich schon als Kind. Das hat auch bei mir dazu geführt, dass ich ganz viele Themen aus dem Familiensystem gespürt und aufgenommen habe.
Und als ich später als Erwachsene in meinem Leben durch die ersten Krisen schlitterte, habe ich erstmal gedacht, dass mit mir ´was nicht stimmt, dass ich zu ….ich weiß nicht was bin. Ich habe Weiterbildungen gemacht und an meinem Mindset gearbeitet, Coachings genommen, doch irgendwie steckte ich an wesentlichen Punkten weiter fest und hatte immer wieder die Phantasie, dass ich nicht leben möchte, obwohl ich nicht depressiv war.
Und erst in einer Familienaufstellung habe ich gesehen, dass es in meiner Familie viele Tote gab, um die niemand getrauert hatte und zu denen ich eine starke Verbindung hatte. Das war für mich ein großes Aha-Erlebnis - dass mein Fest-Stecken nichts damit zu tun hatte, dass ich zu …..irgendwas bin, sondern dass ich da auf etwas aufmerksam machte, was gesehen werden wollte. Ich konnte aber auch erkennen, dass das gar nicht mein Thema war, sondern ich es zu meinem gemacht hatte!
Durch mehrere Familienaufstellungen konnte ich Schritt für Schritt Ordnung in mein System bringen und spürte mehr und mehr, dass meine Ahnen es gut mit mir meinen und wollen, dass ich die Vergangenheit ruhen lasse und mein Leben lebe. Danach haben sich in meinem Leben viele Knoten gelöst.
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir solche Erfahrungen nicht „einfach so“ machen, sondern dass es darum geht, solche Erfahrungen weiterzugeben und anderen zu helfen, ihre blinden Flecken auszuleuchten. Wenn ich in einer Aufstellung sehe, wie manchmal jahrelange Belastungen von jemandem abfallen oder jemand sich für eine neue Perspektive öffnet, macht mich das einfach glücklich!
Was erwartet einen in deinem Kurs genau?
Eine große Achtsamkeit und ein Rahmen, in dem man sich auch mit brisanten Themen gut aufgehoben fühlen kann. Leichtigkeit, eine große Verbundenheit und ein Aufgehobensein in der Gruppe und natürlich auch intensive Gefühle, weinen und auch lachen.
Du bietest auch Workshops und Aufstellungen zum Thema Geld an. Was ist das das Besondere?
In diesen Workshops erforsche ich mit den Teilnehmer*innen ihren Money-Mindset, denn viele haben immer noch die Einstellung: „Ach, Geld ist mir nicht so wichtig“. Das klingt zwar edel, hat aber eine Wirkung, denn stell dir doch einmal vor, du wärst mit jemandem befreundet, und der würde dir immer wieder zu verstehen geben, dass du ihm nicht so wichtig bist. Was würdest du tun? Das eine Weile mitmachen, dann ärgerlich werden und dich schließlich immer mehr zurückziehen. So ähnlich macht das Geld es auch. Und mir ist es wirklich ein Anliegen, mit diesen Vorurteilen gegenüber Geld aufzuräumen. Geld ist weder gut noch schlecht, es ist das, was es ist und das, was wir daran koppeln. Und in einer Aufstellung wird es so wunderbar deutlich, wie wie zu unserem Geld stehen. Das hilft auch, einiges neu zu ordnen.
Wie unterscheidet sich deine Arbeit als Coachvon deiner Aufstellungsarbeit?
Im Coaching geht es mehr um eine Ausrichtung für Klient*innen, die eine Krise durchleben oder durchlebt haben. Um da gut rauszukommen, ist es wichtig, zu erkennen, dass jede Krise vorübergeht und bestimmte Phasen durchläuft. Und in jeder Phase brauchen wir etwas anderes, denn jede Phase ist auch wichtig. Was aber immer hilft, da gut durchzugehen und die Resilienz zu stärken, ist eine Idee davon zu haben: Was ist meine Vision, meine Mission, mein Warum? Wofür brenne ich und was sind meine Werte? Was treibt mich an und gibt macht mich glücklich. Und was hindert mich daran, darauf loszugehen oder bestimmte Werte mehr zu leben. Hier kann es auch tief gehen und sehr emotional werden, Coaching ist aber eher eine Begleitung auf Zeit, bis zu einem bestimmten Ergebnis. Manchmal bietet sich aber auch eine Kombination an, wenn es im Coaching nicht mehr weitergeht, kann eine Aufstellung sinnvoll sein und umgekehrt.
Wie erlebst du die momentane Ausnahmesituation? Und wie wirkst sich diese spezielle Zeit auf deine Arbeit aus?
Die Corona-Krise wirkt wie ein Brennglas und verstärkt das, was sowieso da ist. Die Menschen, die zu mir kommen, haben einen höheren Leidensdruck, aber sie bringen auch mehr Wandlungsenergie mit. Im Moment wird nicht so viel um den heißen Brei herumgeredet, wir müssen uns verändern und uns mit dem Thema Ohnmacht auseinandersetzen, ob wir wollen oder nicht – d.h. es geht gerade ziemlich zur Sache. Aber genau das mag ich!
Für mich persönlich ist es gerade auch herausfordernd, weil ich meine Arbeitsweise immer wieder an das anpasse, was gerade geht. Weil ich Gruppen plane und wieder absage. Auch meine Methoden habe ich schon angepasst, um die Abstandsregeln einzuhalten und natürlich auch viel Erfahrung im Online-Coaching gesammelt. Aber auch das geht.
Ganz konkret heißt es, dass im Moment nur relativ kleine Gruppen möglich sind, d.h. für meine Aufstellungsgruppen bis 10 Teilnehmer*innen. Ganz neu ist, dass ich jetzt auch Aufstellungsgruppen im Freien anbieten. Die Antigen-Tests geben hier zusätzliche Sicherheit.
Und in der Einzelarbeit gibt es mehr räumlichen Abstand zwischen mir und meinen Klient*innen oder wir treffen uns gleich Online. Die Arbeit ist interessanterweise dadurch nicht weniger intensiv als wenn wir dichter zusammensitzen.